Hr. Hüther sieht ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem welches an seine
Grenzen gerät und in sich zusammenbricht.
Unsere Gesellschaft kann nicht mit Angst umgehen.
Angst ist ein sehr unangenehmes Gefühl und der Verstand sucht nach einem
schnellen Ausweg, um sie abzustellen. Die Maske kann ein solcher sein. Wenn
daher jemand im Wald alleine eine Maske alleine dann bringen Informationen
auf Verstandesebene nichts. Nimmt derjenige die Maske ab droht wieder die Angst.
Auf der anderen Seite kann eine Strategie gegen eine diffuse Angst, ein
ungreifbares Virus, welches überall zuschlagen kann, auch zu einer
intellektuellen Erklärung führen. „Bill Gates ist Schuld“. Dann hat man
plötzlich wieder eine Handlungsoption. Nämlich gegen Bill Gates zu sein.
Die Führungsfiguren, die Fehlentscheidungen getroffen haben, mitzunehmen und
ihr Gesicht wahren zu lassen ist vermutlich unmöglich - es dürfte unmöglich
sein sie zu erreichen.
Die rationale Ebene bringt nichts. Die Leute wollen ihr Gefühl retten
nicht die Wissenschaft. Diese Leute hören gar nicht zu, nehmen gar
nicht auf. Eine vielversprechende Herangehensweise sei
daher nicht zu hinterfragen „Stimmt das denn“?, sondern zu fragen:
„Warum machst du das?“, „Warum sagst du das?“. Das hinterfragt die
Rollen und das verkraftet zum Beispiel ein Virologe Drosten nicht, der eine
Rolle spielt, die er zu seinem Selbst gemacht hat.
Hr. Hüther sieht 10 bis 20 % der Menschen mit einer extremen
Maskenstrategie und 10 bis 20 % mit einer extremen „Verschwörungstheorie“-Strategie.
Mit diesen Menschen könne man kaum arbeiten. Diejenigen dazwischen könnte man noch
erwischen. Deshalb hat er ein Buch geschrieben, wie man die Angst angeht, die
das Hauptproblem bei dem Ganzen sei.
Diese Verteidigungsstrategien und diese Rollen sind Dinge, die sich die
Menschen selbst entwickelt haben, um sich zu schützen. Sie zu entfernen
bedeutet für sie Schmerz, so wie einen Körperteil zu verlieren.
Wenn die bisherigen „Überlebensstrategien“ nicht mehr funktionieren
dann brechen festgefahrene Muster auf, die man „mit Neuem“ bespielen
kann. Hr. Hüther nennt das Beispiel einer Patientin, deren Tocher nicht mehr
in den Kindergarten gehen konnte. Diese hat sich nach ihren eigenen Worten
nun erstmals in die eigene Tocher „verliebt“. Das ist die Chance, dass
die Menschen neue positive Aspekte in ihrem Leben entdecken und sich nicht
von Angst leiten lassen.
Wir alle haben uns auf Funktionen reduziert. Die Berührung zu unseren
tieferen Interessen sind verloren: Kreativität, Zuneigung etc. Dieses
Aufbrechen der Muster ermöglicht einen neuen Kontakt dorthin.
Im Rahmen der Corona-Politik können die Politiker auch endlich mal zeigen,
was sie alles tolles können.
Ein Wissenschaftler wie Herr Drosten, der in einem Rand-Spezialgebiet
arbeitet, bekommt in so einer Situation die Gelegenheit seines Lebens, um
im Rampenlicht zu stehen.
Angst ist tief verwurzelt in unserer Kultur das fängt schon beim
Zähneputzen in der Kindheit an „wenn du nicht die Zähne putzt, fallen sie dir
aus“.
Man muss die verwundbare Stelle bei den Menschen finden, um mit ihnen noch
in Kontakt treten zu können. Hr. Hüther selbst sagt seinen Gesprächspartner in letzter
Zeit öfter: „Gehe doch mal etwas liebevoller mit dir um“.