Herr Kruse legt ganz allgemein seine Meinung zur wirtschaftlichen Lage
in Deutschland dar, unabhängig von den Entwicklungen rund um Corona. Seiner
Ansicht nach hat die Politik seit langem nur noch die Großkonzerne und die
Finanzindustrie gefördert. Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, die
einheimischen Potentiale in kleinen und mittleren Unternehmen, wurden konsequent
vernachlässigt. Kredite für gute Ideen von Selbständigen gab es kaum mehr,
solche Ideen wurden gerne vom Ausland aufgekauft.
Er sieht den europäischen Süden wirtschaftlich zusammenbrechen so wie
zum Beispiel Italien, wo es mittlerweile nahezu keine funktionierende
Industrie mehr gäbe.
Die in Deutschland bereits strukturell geschwächte Wirtschaft würde nun durch
das „Ereignis Corona“ endgültig in den Abgrund geschickt. Die »alte
Wirtschaft« wie die Automobilindustrie wird seiner Meinung nach keine
Innovationen mehr hervorbringen. Ihn erinnere die derzeitige Lage in diesem
Bereich an seine eigenen Erfahrungen im Bereich der Bergbauindustrie, die vor
Jahrzehnten in Deutschland auf ähnliche Weise unterging.
Über Deutschland hinaus sieht Herr Kruse die ganze EU in der Krise, die eine
„Kopfgeburt“ sei, welche zu einem bürokratischen, selbstverliebten udn
abgeschirmten Apparat geführt hat, welcher nicht mehr handlungsfähig ist. Eine ähnliche
Diagnose stellt er für die nationale Regierung in Deutschland auf. Es herrsche ein
Demokratieversagen in ganz Europa. DIe Macht würde nicht mehr geteilt. Es wäre jedoch
notwendig mit langem Atem eine Phase der wirtschaftlichen Modernisierung zu begehen.
Während man in Europa auf die USA geblickt hätte, seien beide von Asien
längst überholt worden. Deutschland sei bildungsmäßig verdummt, was sich schon
alleine an dem Widerspruch ablesen ließe, dass es gleichzeitig eine hohe Arbeitslosigkeit
gäbe, aber dennoch die Unternehmen in vielen Bereichen kein qualifiziertes
Personal fänden. Das Augenmerk müsste jetzt auf die Infrastruktur, die Bildung und die
Umstellung auf das Informationszeitalter gelegt werden. Kleine und
mittlere Unternehmen müssten gefördert werden.
Auf die Frage danach, warum die Maßnahmen von der Politik nicht
zurückgenommen werden, obwohl (im Sommer) keine pandemische Gefahr von
nationaler Tragweiter mehr zu erkennen sei, meint Herr Kruse, dass die
Verwaltungsapparate und die Machtzentren in Deutschland heute aufgebaut seien,
wie zuletzt im Feudalismus. Der Staat handele nach einem preußischen Prinzip,
jedoch nur im negativen Sinne. Die Lage biete mehr Handlungsoptionen, als die
Politik noch verarbeiten könne, deshalb sei es nur natürlich, dass sie sich
abschottet und nur noch auf „Vertraute“ hört.