Einleitung
Im Vorfeld der Bundestagswahl des Jahres 2017 konnte man erleben, wie die Partei AfD viel Aufmerksamkeit von den Massenmedien in Deutschland erhalten hat. Dabei handelte es sich zumeist um negative Aufmerksamkeit. Es wurden schrille Töne aus der Partei behandelt und zum Anlass genommen, die Partei als verrückt, oder zumindestens als dumm und gefährlich darzustellen.
Dabei wurde die AfD mit ziemlich einseitigen Themen dargestellt. Zu diesen Themen gehörte insbesondere die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland, sowie der Umgang mit Ausländern im Allgemeinen. Von den Medien wurde die AfD daher als rechtspopulistisch eingeordnet.
Dabei scheinen viele Mediennutzer eine zu intensive und eher negative Berichterstattung empfunden zu haben. So entschied sich etwa die Tagesschau die AfD nicht mehr als rechtspopulistisch zu bezeichnen1. Einige Medienbeobachter bestätigen die Wahrnehmung (2,3). Es gibt jedoch auch eine Untersuchung, die keine überdurchschnittliche Berichterstattung über die AfD sieht4. Schließlich kritisierten auch alteingesessene Politiker die öffentlich-rechtliche Berichterstattung über die AfD5.
Am Ende konnte die AfD bei der Bundestagswahl 2017 mit einem ansehnlichen Ergebnis als drittstärkste Partei abschneiden6. Von den übrigen Parteien und den Medien wurde dies erschrocken aufgenommen. Mit dem sich abzeichnenden Ergebnis wanderte der Blick der Medien auch zunehmend auf die Wähler der AfD. So sollen diese die AfD oftmals aus Protest gewählt haben, da sie mit der Politik der bestehenden Parteien nicht zufrieden sind7. Es wurde außerdem hervorgehoben, dass in Ostdeutschland der Anteil der AfD-Wähler besonders hoch war8. Man kann wohl auch sagen, dass die Wähler der AfD eher als rückwärtsgewandt oder nicht ernstzunehmend dargestellt wurden.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte der Partei AfD, ihren prominenten Mitgliedern und ihren politischen Einstellungen. Weiterhin wird der Rolle der Massenmedien bei der Entwicklung der AfD nachgegangen. Schließlich werden einige Annahmen über die Rolle der AfD aufgestellt und begründet.
Entstehungsgeschichte der AfD
Wahlalternative 2013
Die Gründungsgeschichte der Partei AfD wird heute kaum mehr thematisiert. Die Ursprünge hat die AfD in der Wahlalternative 2013. Diese wurde im Jahr 2012 von den folgenden vier CDU-Politikern gegründet:9
Als Grund für diesen Vorgang gaben diese vor allem an, mit der Euro-Währungspolitik der bestehenden Parteien unzufrieden zu sein. Dies insbesondere im Licht der damals aktuellen Finanzhilfen für Griechenland. Eines der erklärten Ziele der Wahlalternative war unter anderem den Eurostaaten freizustellen, aus dem einheitlichen Euro-Währungsraum auszutreten10.
Parteigründung
Aus der Wahlalternative geht schließlich die Partei AfD hervor. Am 13. Februar 2013 findet die Gründung durch 18 Gründungsmitglieder in Oberursel im Taunus statt11. Zu diesem Zeitpunkt ist das zentrale Thema der Partei immer noch die Euro-Währungspolitik:
Was sie eint, ist ihre Wut auf den Euro und die Griechenland-Politik der Parteien im Bundestag.
Siehe auch die detaillierte Liste der Gründungsmitglieder.
Themenwechsel von der Europolitik hin zur Flüchtlingspolitik
Vermutlich kann man den Austritt von Bernd Lucke aus der Partei Mitte 2015 als den Wendepunkt betrachten, an dem das zentrale Thema der Kritik an der Europolitik in den Hintergrund rückte. Spätestens im Verlauf des Jahres 2016 hatte sich die Außendarstellung der Partei wesentlich geändert (12,13).
Austritt von Mitgliedern nach der Bundestagswahl 2017
Als einen weiteren Umbruch kann man den Austritt einiger Mitglieder nach der für die AfD erfolgreichen Bundestagswahl 2017 betrachten. Dazu gehören insbesondere Frauke Petry aber auch andere wie Heinrich Fiechtner oder Marcus Pretzell.
Finanzierungsquellen und Spender
Die großen Spenden und Kredite für die AfD kamen in den Anfangsjahren vor allem aus der Industrie und von Unternehmern. Die folgenden Eckpunkte stützen sich auf Informationen aus lobbypedia.de14. Zu bedeutenden Spendern gehörten demzufolge unter anderem:
- Heinrich Weiß, ehemaliger Vorsitzender des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI).
- Ein Hamburger Reeder namens Folkard Edler.
- Dr. Klaus Nordmann, welcher eine Firma für Werkzeugüberwachung führt.
- Hans-Olaf Henkel, (auch ehemals BDI-Vorsitzender), stellte eine Million Euro Kredit zur Verfügung.
- Es gab auch Gerüchte der Mövenpick-Milliardär August von Finck würde die AfD finanzieren15.
- Ein gewisser „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlicher Freiheiten“ engagiert sich mit großen Geldsummen im Sinne der AfD. Nach offizieller Darstellung des Vereins und der AfD besteht keine Beziehung zwischen den beiden. Dem Verein stehen offenbar Großspenden unbekannter Herkunft zur Verfügung, da er ohne Anlaufzeit große Summen ausgeben konnte. Auch hier steht das Gerücht im Raum der Mövenpick-Milliardär August von Finck sei beteiligt. Einige gehen davon aus, dass die AfD hier eine Gesetzeslücke zur Parteienfinanzierung ausnutzt, ohne die Namen der Großspender nennen zu müssen16.
Der gemeinnützige Verein “Lobby Control” hat im November 2018 eine Aktion gegen verdeckte Parteienfinanzierung gestartet. Der Auslöser für diese Aktion war nach eigenen Angaben in erster Linie die unklare Herkunft der Spendengelder der Partei AfD17. Der Verein beklagt, dass Millionenbeträge über eine Briefkastenfirma in Stuttgart an die Partei fließen (hierbei handelt es sich um den oben genannten “Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlicher Freiheiten”). Auch hier wird eine Spur zum Mövenpick-Milliardär August von Finck erwähnt, der größere Beträge an die Partei geleitet haben soll.
Wahlprogramm Bundestagswahl 2017
Im folgenden werden einige nennenswerte Punkte aus dem AfD Parteiprogramm für die Bundestagswahl 2017 aufgeführt18. Die Themen Zuwanderung, Asyl und der Umgang mit Ausländern sind hier bewusst ausgelassen, da diese hinreichend in den Massenmedien dargestellt wurden:
Der Staat soll zurückgedrängt werden:
- Posten für “politische Beamte” wie Ministerialdirektoren oder Polizeipräsidenten sollen abgeschafft werden (im Kampf gegen zu starke Einflußnahme der Parteien). Punkt 1.6.
- Der Staat soll sich nicht in die Vertragsfreiheit der Bürger einmischen. Der Staat soll seine Bürger gleich behandeln, aber die Bürger untereinander dürfen sich ungleich behandeln. Punkt 1.15.1.
- Die Steuern sollen deutlich gesenkt und eine Abgabenbremse eingeführt werden. Punkt 10.1.
- Die staatlichen Ausgaben sollen immer gedeckt sein und eine Schuldenbremse eingehalten werden. Punkt 10.2.
- Der Staat soll verschlankt werden, die Staatsquote gesenkt werden (d.h. der Staat soll sich weniger am wirtschaftlichen Leben beteiligen, z. B. durch Privatisierung) und die Wirtschaft gefördert werden. Punkt 10.6.
- Die Mietpreisbremse soll abgeschafft werden, dafür “unnötige” Vorschriften im Baurecht beseitigt werden. Steuern auf Grundstücke und deren Erwerb sollen gesenkt werden. Mehr Baugebiete sollen unkompliziert ausgewiesen werden. Punkt 14.2.
- Der Staat soll nicht länger Kulturpolitik vorgeben, sondern sich an Experten und Wirtschaftlichkeit ausrichten. Punkt 9.3. Auf der anderen Seite sollen aber offenbar Vorgaben einer deutschen Leitkultur gemacht werden. Punkt 9.1.
Die Währungs- und Finanzpolitik soll wieder von Deutschland selbst bestimmt werden:
- Der Austritt aus dem Euroraum wird gefordert. Punkt 2.1.
- Die Nullzinspolitik der europäischen Zentralbank soll beendet werden, da sie unwirtschaftlich sei und kapitalgedeckte Versorgungssysteme wie Rentenversicherungen zerstöre. Der Bürger würde dadurch “enteignet”. Punkt 2.2.
- Rettungspolitik für andere Staaten in der EU wird abgelehnt. Keine Gelder sollen mehr in andere Staaten fließen. Punkt 2.2.
- Das Bargeld soll erhalten bleiben. Punkt 2.3.
- Für ausländische Banken soll der deutsche Staat und sollen deutsche Banken nicht mehr haften. Punkt 2.4.
Verschärfte und verbesserte Strafverfolgung soll möglich werden:
- Schon ab 12 Jahren soll das Jugendstrafrecht wirken und ab 18 ausschließlich nur noch das Erwachsenenstrafrecht. Punkt 4.3.
- Die Bezahlung und Bedingungen für die Polizei sollen verbessert werden (an dieser Stelle soll der Staat offenbar nicht beschnitten werden). Punkt 4.4.
- Die Überwachungsbefugnisse des Staates sollen ausgebaut werden. Punkt 4.5.
- Der Bürger soll sich leichter bewaffnen dürfen und Strafen für bewaffnete Körperverletzungen erhöht werden. Punkt 4.7.
Die sozialen Ansprüche des Bürgers sollen sich stärker an seiner Arbeitsleistung orientieren:
- Wer mehr gearbeitet hat soll auch mehr Rente erhalten. Punkt 11.7.
- Wer mehr gearbeitet hat soll auch mehr Arbeitslosengeld erhalten (oder wer weniger gearbeitet hat, weniger?). Punkt 11.8.
In der Umweltpolitik soll der Staat keine Vorgaben mehr machen:
- Dass die Klimaveränderung durch menschliche Aktvititäten verursacht ist, wird in Zweifel gezogen. Punkt 13.1.
- Förderung von erneuerbaren Energien soll beendet, Kern- und Kohlekraftwerke sollen weiter genutzt werden. Punkt 13.2.
- Es sollen neue Technologien für die Umwelttechnik gefördert werden. Punkt 13.3.
In der Außenpolitik wird eine Loslösung von amerikanischen und europäischen Interessen angestrebt:
- Die Außenpolitik soll den sich verändernden Machtverhältnissen in der Welt angepasst werden. Punkt 3.1. Dies scheinbar unter dem Gesichtspunkt, dass die Geschäfte Deutschlands nicht leiden dürfen bzw. gefördert werden sollen. Punkt 3.5.
- Die deutsche NATO-Mitgliedschaft soll beibehalten werden, aber die NATO soll sich wieder zu einem Verteidigungsbündnis zurückentwickeln. Die Schaffung einer europäischen Armee wird abgelehnt. Punkt 3.2.
Es gibt auch einige arbeiterfreundliche Punkte:
- Der gesetzliche Mindestlohn wird befürwortet. Leiharbeit soll gesetzlich eingeschränkt werden. Punkt 10.3.
- Eine Doppelbesteuerung der Rente soll vermieden werden. Punkt 11.6.
- Die gleichteilige Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer soll wiederhergestellt werden. Punkt 11.9.
Gründungsmitglieder
Die folgende Liste führt die Gründungsmitglieder der AfD auf. Nicht alle sind bekannt. Viele Informationen stammen aus einem Zeit-Artikel11.
Konrad Adam
- Organisierte die Parteigründung11.
- War Journalist bei der FAZ und “Die Welt”, seit 2007 im Ruhestand19.
- Laut Wikipedia war auch er zuvor zumindest zeitweise Mitglied der CDU19.
- In einer Kolumne in der Zeitung “Die Welt” sprach sich Adam im Jahr 2006 für ein geändertes Wahlrecht aus. Menschen deren Einkommen aus öffentlichen Kassen stammt (Rentner, Arbeitslose, Beamte, Politiker) sollte das Wahlrecht aberkannt werden20.
- In einem Artikel in der Zeitschrift Merkur äußerte sich Adam kritisch über die Förderung von Bildung für untere Schichten21.
Jörg Bohne [bis 20.12.2013]
Alexander Gauland
- Er war 1973 - 2013 Mitglied der CDU und dann Gründungsmitglied der AfD23.
- Er war von 1991 - 2005 Mitherausgeber und Geschäftsführer der märkischen Allgemeinen (FAZ Verlagsgruppe)23.
Albrecht Glaser
- War zuvor über 40 Jahre lang Mitglied in der CDU24.
- Laut der Biografie von bundestag.de gehörte er auch zu den Gründern der AfD25.
- Albrecht Glaser verantwortete im Jahr 2000 die Beteiligung der Stadt Frankfurt/Main an Aktien-Fonds, welche mittlerweile Millionenverluste verzeichnen26. Hier wurde immer wieder der Vorwurf der Veruntreuung öffentlicher Gelder laut.
- In einer Rede auf einem AfD-Parteitag äußerte er die Meinung, den Muslimen in Deutschland sollte das Grundrecht auf Religionsfreiheit entzogen werden27.
Axel Hahn
- War zuvor 30 Jahre lang in der FDP und dann Gründungsmitglied der AfD28.
- Laut Wikipedia ist er freiberuflich als Wirtschaftsberater tätig29.
Michael Heendorf [bis 20.12.2013]
- War Polizist und Freund von Jörg Bohne11.
- Er ist mittlerweile verstorben.
- Er trat bereits am 20.12.2013 wieder aus der Partei aus22.
Markus Keller
- Finanzberater eines Energie- und Umwelttechnik-Unternehmens30.
- Betreibt die Firma Aktiva Consult in Frankfurt am Main31.
- War zuvor in der Jungen Union und der FDP11.
Jobst Landgrebe [bis Februar 2014]
- Ist Mathematiker und Arzt11. An anderer Stelle wird er auch als Geschäftsführer eines Unternehmens für künstliche Intelligenz genannt32.
- Gründete den AfD-Landesverband Nordrhein-Westfalen mit32.
- Er hat die AfD im Februar 2014 verlassen32.
- Er war zuvor in der FDP [30].
- Er hat einen Vortrag im Hayek-Club Köln gehalten, es ist jedoch nicht bekannt, ob er Mitglied der Hayek-Gesellschaft ist33.
Bernd Lucke [bis 10.07.2015]
- War der Initiator der Parteigründung11.
- War zuvor 33 Jahre lang Mitglied der CDU bis ins Jahr 201234.
- Er trat mit 14 Jahren in die Junge Union ein, da er die Entspannungspolitik des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt für verfehlt ansah35.
- Am 10. Juli 2015 trat er wieder aus der AfD aus34.
Mario Mieruch [bis Oktober 2017]
- Laut Meldungen zu seinem Austritt aus der AfD-Bundestagsfraktion war er einer der Parteigründer20.
- Mieruch ist tätig als Vertriebsingenieur für industrielle Automatisierungstechnik36.
- Er hat die AfD im Oktober 2017 verlassen.
- Über seine politische Entwicklung ist ansonsten wenig öffentlich bekannt.
Klaus Müller
- War AfD-Gründungsmitglied und baute den rheinland-pfälzischen Landesverband mit auf37.
Martin Renner
- War zuvor von 1998 bis 2005 Mitglied in der CDU38.
- Ist Marketingdirektor in einem Pharmazie- und Kosmetikunternehmen, sowie geschäftsführender Gesellschafter einer Unternehmens- und Kommunikationsberatung für die pharmazeutische und kosmetische Industrie39.
- Er entwarf den Namen AfD und das Logo der AfD mit11.
Wolf-Joachim Schünemann [bis Ende 2013?]
- Gehörte zu den Gründungsmitgliedern und baute den bayerischen Landesverband mit auf (40,41).
- Vermutlich ist er Ende 2013 wieder ausgetreten42.
- Er führt die Firma ASS Immobilien GmbH in Fürth43.
Bernhard Seitz
- Ein stuttgarter Wirtschaftswissenschaftler11.
- Er war Assistant Professor und später Geschäftsführer einer privaten Universität für den Bereich Wirtschaft und Management. Diese Universität war von der Insolvenz bedroht44.
- Mittlerweile ist er Leiter des Institute for Learning Design and Management (STI Lernsystemgestaltung) der Steinbeis Hochschule Berlin45.
- In einem Artikel im Handelsblatt äußerte er die Ansicht, dass unternehmerisches Handeln und Gewinnstreben an sich moralisch wertvoll sei46.
Norbert Stenzel
- Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens47.
- Wurde Schatzmeister bei der AfD und war dies auch schon einmal bei einem CDU-Kreisverband48.
Prominente Parteimitglieder
In diesem Abschnitt werden weitere prominente Mitglieder der AfD aufgeführt. Nicht alle sind noch immer Mitglieder.
Peter Boehringer [seit Juli 2015]
- Wirtschaftspublizist, Diplom-Kaufmann und Diplom-Informatiker49.
- Er ist Mitglied der AfD seit Juli 201550.
- Mitglied der Hayek-Gesellschaft51.
Heinrich Fiechtner [seit ca. 2013 bis November 2017]
- Er ist Arzt (Onkologe).
- Er war elf Jahre in der CDU und eine kurze Zeit in der FDP52.
- Er trat früh der AfD bei und war Gründungsmitglied des Landesverbands Baden-Württemberg53.
- Im November 2017 ist er wieder aus der AfD ausgetreten52.
Hans-Olaf Henkel [Januar 2014 bis Juli 2015]
- Ehemaliger Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie, ehemaliger Manager von IBM und ehemaliger Präsident der Leibniz-Gemeinschaft.
- Er war im Januar 2014 Mitglied der AfD geworden54.
- Im Juli 2015 hat er die AfD wieder verlassen55.
- Er stellte der AfD einen Kredit von einer Million Euro zur Verfügung56.
- Er war bis Mitte 2015 Mitglied der Hayek-Gesellschaft57.
Björn Höcke [seit ca. 2013]
- Trat wohl frühzeitig im Jahr 2013 der AfD bei und baute den Thüringischen Landesverband der AfD mit auf58.
- Höcke war zuvor Lehrer an einem Gymnasium59.
- Höcke tritt vor allem immer wieder aufgrund von extremen Äußerungen in den Medien in Erscheinung. Anfang 2017 fand aus diesem Grund auch ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn statt, welches jedoch abgelehnt wurde60.
Dagmar Metzger [seit ca. 2013]
- Ist eine Münchner Unternehmerin.
- War wie Petry zur Gründung der AfD eingeladen, aber verhindert11.
- Sie war jedoch schon sehr früh ein Parteimitglied61.
- Sie war zuvor FDP-Mitglied62.
Jörg Meuthen [seit 2013]
- Wirtschaftswissenschaftler und seit 1997 Professor an der Hochschule Kehl in Baden-Württemberg63.
- Trat der AfD im Jahr 2013 bei und gehört seit 2015 zum Parteivorstand der AfD64.
- Meuthen äußerte die Ansicht, dass es in Deutschland keinen vergrößerten Abstand zwischen Arm und Reich gebe65.
Jörn Kruse [seit ca. April 2013]
- War Professor für Wirtschaftspolitik an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg.
- Ist mindestens seit April 2013 Mitglied der AfD66.
- Gehört auch zum wissenschaftlichen Beirat der AfD67.
- Er war in jüngeren Jahren Mitglied der SPD68.
- In einem Artikel in der Zeitschrift MMR sprach sich Kruse deutlich für freie Märkte ohne staatliche Eingriffe aus: “Wenn der Staat jetzt nicht - wo immer möglich - konsequent dereguliert, verstärkt er die Zweifel an seiner Reformwilligkeit sowie an den Perspektiven für Wachstum und Beschäftigung69.
- Beim Thema der gleichberechtigten Behandlung von Internetverkehr (Netzneutralität) war Kruse für die Möglichkeit von Premiumangeboten, welche Investitionen in Netzwerkinfrastruktur ermöglichen würden70.
Georg Pazderski [seit März 2013]
- Trat im März 2013 in die Afd ein, war bald Landesgeschäftsführer des AfD Landesverbands Berlin, zeitweilig Bundesgeschäftsführer der AfD von Oktober 2013 bis Juni 2015 und ist seit September 2016 Mitglied des Bundesvorstands der AfD71.
- Er hat eine umfangreiche Karriere bei der Bundeswehr und der Nato hinter sich. Bei der Bundeswehr war er Oberst und für die Nato hat er unter anderem den US-Amerikanischen General Petraeus beraten zum Thema Krieg gegen den Terror (71,72).
Frauke Petry [2013 bis Oktober 2017]
- War zuvor Sprecherin einer CDU-Gruppe in der Wahlalternative 201373.
- War zur Gründung der AfD eingeladen, aber verhindert11.
- War von 2013 bis 2017 in der AfD74.
Markus Pretzell [2013 bis Oktober 2017]
- War zuvor Mitglied der FDP75.
- Trat 2013 in die AfD ein76.
- Nach der Bundestagswahl 2017 trat er wieder aus der AfD aus77.
Joachim Starbatty [Mai 2013 bis Juli 2015]
- Starbatty ist Ökonom und war Professor für Volkswirtschaftslehre78.
- War von 1970 bis 1994 in der CDU79.
- Gehörte zu den Unterzeichnern der Wahlalternative 201310.
- Gehörte dem wissenschaftlichen Beirat der AfD an. Trat im Mai 2013 der AfD bei80.
- Im Juli 2015 trat er wieder aus der AfD aus81.
Beatrix von Storch [seit 2013]
- War von 2011 bis 2013 Mitglied der FDP82.
- Gehörte zu den Unterzeichnern der Wahlalternative 201310.
- Ist im Jahr 2013 der neu gegründeten AfD beigetreten82.
- Ihr Großvater war Reichsminister der Finanzen im Dritten Reich83.
- Sie ist Mitglied der Hayek-Gesellschaft82.
Roland Vaubel [zeitweise Mitglied bis Juli 2015]
- Ist ein Ökonom und lehrte bis 2016 an der Universität Mannheim.
- War zweitweise Mitglied der AfD, ist jedoch mit Bernd Lucke ausgetreten.
- Gehörte zum wissenschaftlichen Beirat der AfD84.
- Laut eigener Darstellung war er zeitweise auch Mitglied von CDU und FDP85.
- Wie Beatrix von Storch ist er Mitglied in der Hayek-Gesellschaft86.
- Ähnlich wie Konrad Adam ist Roland Vaubel der Meinung, dass das Stimmgewicht der “leistungstragenden” Menschen und Staaten höher ausfallen sollte. Dies könnte zum Beispiel am Steueraufkommen festgemacht werden87.
- Vaubel äußerte die Ansicht, dass Bildungsaufsteiger, die keine guten sprachlichen Fähigkeiten haben, die Mathematisierung der Volkswirtschaftslehre verursacht haben. Diese Bildungsaufsteiger würden somit die Qualität der wissenschaftlichen Lehre gefährden88.
- Vaubel sprach sich in der Vergangenheit gegen den Mindestlohn aus89.
Alice Weidel [seit 2013]
- Sie war bei Goldman Sachs und bei Allianz Global Investors tätig90.
- Sie trat bereits im Jahr 2013 der AfD bei91.
- Sie promovierte bei Peter Oberender92.
- Sie ist Mitglied in der Hayek-Gesellschaft93.
Mit der AfD verbundene Personen
In diesem Abschnitt werden Personen aufgelistet, die keine Mitglieder der AfD waren oder sind. Sie spielten oder spielen jedoch eine Rolle als Berater oder Beteiligte im Vorfeld der Parteigründung.
Charles B. Blankart
- Gehörte dem wissenschaftlichen Beirat der AfD von ca. 2013 bis 2015 an84.
- Ist Mitglied der Hayek-Gesellschaft94.
Peter Oberender
- War Ökonom an der Universität Bayreuth.
- Gilt als Vordenker der AfD und war Unterzeichner der Wahlalternative 201395.
- Er hatte extreme Ansichten über Gesellschaft und Wirtschaft, die sich zum Beispiel in folgenden Vorschlägen geäußert haben:
- Er befürwortete die Freigabe des Organhandels, was Menschen in finanziellen Notlagen eine Einnahmequelle eröffnen würde: “Wenn jemand existenziell bedroht ist, weil er nicht genug Geld hat, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu finanzieren, muss er meiner Meinung nach die Möglichkeit zu einem geregelten Verkauf von Organen haben”96.
- Die gemeinsame Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung durch gleiche Anteile von Arbeitgeber und Arbeitnehmer kritisierte er. Dies sei ein normaler Lohnanteil97.
- Weiterhin befinde sich das Gesundheitssystem in einem Zustand der Planwirtschaft was eine “künstliche Eindämmung eines Marktwachstums” sei.
- Er befürwortete eine weitgehende Öffnung des Gesundheitsmarktes, wobei “ökonomisch Schwache und chronisch Kranke ausreichend geschützt sein müssen”.
Gerd Robanus
- War CDU-Mitglied und gehörte zu den Gründern der Wahlalternative 201311.
- Bundesvorstandsmitglied der CDU-Mittelstandsvereinigung98.
- Es scheint so als hätte Robanus die CDU niemals verlassen und sei der AfD auch nicht beigetreten (Quelle fehlt)
Der wissenschaftliche Beirat der AfD
Der sogenannte wissenschaftliche Beirat der AfD fand in der Vergangenheit immer wieder Erwähnung in den Massenmedien. Derzeit scheint es keine Übersicht über die verbleibenden Mitglieder dieses Beirats von Seiten der AfD mehr zu geben. Vielleicht wurde er auch aufgelöst.
Die Mitglieder des Beirats waren nicht immer auch Parteimitglieder. Folgende Personen konnten bisher als Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der AfD festgestellt werden:
Annahmen über die Rolle der Partei AfD
Im folgenden werden einige zentrale Annahmen über die Natur und Hintegründe der AfD getroffen. Anhand der vorliegenden Referenzen wird versucht diese Annahmen zu begründen und zu belegen.
Die AfD ist eine Splitterpartei der bürgerlichen Parteien
Annahme: Die AfD ist im wesentlichen eine Splitterpartei der bürgerlichen Parteien. Sie setzt sich aus ehemaligen Mitgliedern aus CDU und FDP zusammen. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Entstehungsgeschichte der AfD. Die Wahlalternative 2013, aus der die AfD später hervorging, wurde von CDU-Politikern gegründet. Die meisten (der soweit bekannten)Gründungsmitglieder kamen direkt von der CDU, oder hatten eine Vergangenheit in der Union oder der FDP.
Weiterhin stammen auch viele spätere bedeutende Mitglieder aus den bürgerlichen Parteien. Dazu gehören Heinrich Fiechtner, Dagmar Metzger, Markus Pretzell, Joachim Starbatty, Beatrix von Storch und Roland Vaubel. Nicht viele der Gründer und der genannten Personen sind heute mehr Mitglied in der AfD. Dass die AfD in erster Linie aus den bürgerlichen Parteien bestehend aus Union und FDP hervorgegangen ist, lässt sich dennoch kaum bestreiten.
Der AfD-kritische Journalist Ulrich Gellermann äußerste sich in einem Interview99 wie folgt (Minute 00:45):
Die AfD war ja nichts anderes als eine Ausgründung aus der CDU in einen Flügel der halt eine andere EU-Politik, eine andere Europapolitik, eine andere Währungspolitik haben wollte.
Auch die fremdenfeindliche Ausrichtung führte Gellermann in diesem Interview auf die CDU zurück (Minute 09:20):
Aber auch das ist CDU. […]. Das ist Stoiber mit der durchrassten Gesellschaft. Das ist Koch, der sich bemüht hat sozusagen mit einer Kampagne gegen Ausländer, die CDU wichtig zu machen.
Die sogenannten rechtspopulistischen Themen der AfD sind Teil einer gezielten Vermarktungsstrategie der AfD
Annahme: Die AfD nutzt die Themen Ausländer und Flüchtlinge gezielt nur dazu, um Aufmerksamkeit in den Medien zu erhalten. Diese Aufmerksamkeit führt zu mehr Wählerstimmen, selbst wenn die Berichterstattung negativ erscheint. Die Partei, oder zumindest die Schlüsselpersonen in der AfD verfolgen damit nicht wirklich eine inhaltliche Politik. Diese Themen sind nur ein Mittel zum Zweck.
Bereits in einer frühen Phase der AfD hat der Mitgründer und Vorsitzende Bernd Lucke die gezielte Provokation gesucht, um Medienaufmerksamkeit für die AfD zu erreichen. Laut eines Zeit-Artikels11 äußerte er im Juli 2013 den Vorschlag, dem Skandal-Buchautor Thilo Sarrazin einen Preis zu verleihen. In einem Rundschreiben vom 31.07.2013 erklärte er:
Wir müssen noch einmal einen Tabu-Bruch begehen, um Aufmerksamkeit zu kriegen. Das machen wir, indem wir Herrn Sarrazin vereinnahmen. Das kann uns viel Aufmerksamkeit, Kritik der linken Presse und viel Zuspruch in der Bevölkerung einbringen.
Zu der Verleihung des Preises ist es allerdings nie gekommen. Die Idee wurde wieder verworfen. Dennoch zeigt dieses frühe Beispiel, dass in der Führungsebene der AfD das Bewusstsein für die Aufmerksamkeit in den Massenmedien vorhanden war und Skandale bewusst berechnet wurden.
In einem öffentlich gewordenen Strategiepapier der AfD zur Bundestagswahl 2017100 sind weitere Hinweise zu finden. So wird auf den Seiten 10 und 11 dazu geraten die AfD bewusst als Protestpartei aufzubauen: “Die AfD muss […] ganz bewusst und ganz gezielt immer wieder politisch inkorrekt sein”. Weiter heißt es: “Je mehr sie [die Altparteien] versuchen, die AfD wegen provokanter Worte oder Aktionen zu stigmatisieren, desto positiver ist das für das Profil der AfD”. Es wird auf Erfolge für “rechtspopulistische” Parteien im Ausland verwiesen und diese als Vorbild genommen: “Alles spricht dafür, dass im Jahre 2017 in weiteren Ländern Erfolge für ‘Rechtspopulisten’ zu erwarten sind, die dann in Deutschland den Eindruck verstärken, dass Parteien wie die AfD auf einer Welle des Erfolgs schwimmen”.
Die AfD ist als Protestpartei für den Bürger ungeeignet
Annahme: Die AfD ist als Protestpartei für den Bürger ungeeignet, da sie in zentralen Auffassungen nicht denen der bestehenden Parteien widerspricht. Vielmehr ist sie in vielen Punkten eine Vertreterin einer noch feindseligeren Politik im Sinne der herrschenden neoliberalen Wirtschaftsvorstellungen.
Zu einem Teil lässt sich diese Behauptung schon ausder obigen Annahme ableiten, dass es sich bei der AfD um eine Splitterpartei der alteingesessenen bürgerlichen Parteien handelt. Wesentliche Persönlichkeiten in der AfD haben zuvor in der Union und der FDP Politik mitgestaltet oder zumindest mitgetragen. Eine wesentliche Änderung der Ausrichtung einer solchen Splitterpartei gegenüber den bestehenden Parteien kann man zunächst also nicht erwarten.
Viele dieser Persönlichkeiten befinden sich in höhergestellten gesellschaftlichen Positionen. So gibt es viele Unternehmer (Keller, Landgrebe, Renner, Schünemann, Stenzel, Metzger), Professoren und Akademiker (Lucke, Seitz, Kruse, Vaubel, Meuthen), Journalisten (Adam, Gauland) oder einen hochgestellten Militär (Pazderski). Damit gehören sie eher zu den Personengruppen die mit der aktuellen Situation im Land gut auskommen. Zum Teil waren sie in der Vergangenheit Mitgestalter in Politik und Gesellschaft gewesen und haben damit zur aktuellen Situation beigetragen.
Weitere Anhaltspunkte ergeben sich aus der Gründungsgeschichte der AfD. Vorrangiges Ziel dieser neu gegründeten Partei waren Änderungen in der Wirtschaftspolitik bezogen auf den Euro und die europäische Union. Der Wunsch war, Wirtschaftspolitik wieder eigenständig und abgeschottet in und für Deutschland zu machen. Dieses Vorhaben wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit dem Ziel verfolgt, der Allgemeinheit in Deutschland zu dienen. Viele wesentliche Politiker in der AfD, sowie der wissenschaftliche Beirat der Partei weisen einen starken Wirtschaftsbezug auf und hängen oftmals marktradikalen Vorstellungen an. Einige Mitglieder sind auch Mitglied in der Hayek-Gesellschaft oder haben Verbindungen zu ihr. Die Hayek-Gesellschaft gilt als wichtige Förderorganisation neoliberaler Politik.
Schließlich deuten auch die Finanzierungsquellen der AfD auf ihre Interessenlage hin. Große Summen kommen von Privatunternehmern und wohlhabenden Personen, die sich nicht öffentlich als Förderer der AfD zeigen wollen. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Finanzierungslage eher dazu führt, dass die AfD die Interessen der Wohlhabenden und der Unternehmen wahrnimmt.
Schon kurz nach der Gründung der AfD stufte Jens Berger die AfD als //paläolibertär// ein:101
Die EU-Gegnerschaft der AfD reiht sich nahtlos in das weltanschauliche Gedankengebäude der Marktfundamentalisten ein. Wer den Staat auf ein Minimum reduzieren will, lehnt natürlich auch jede Form einer starken Zentralregierung ab.
Der Soziologe Andreas Kemper sah auch bereits Mitte 2013 die AfD als gegen Demokratie und das Volk gerichtet:102
Die AfD heischt mit ihrer “Kritik” an der herrschenden Politik im Lande viele Sympathien ein, die sie nur fälschlicherweise erhält.
Werden […] statt der Parlamente nun aber über den Umweg der “Direkten Demokratie” die Eliten selbst zu Repräsentanten des Souveräns erklärt, dann wird auch, […] gerade für die “normale Bevölkerung” in Konsequenz alles nur noch schlimmer werden als es dies ohnehin bereits ist.
Auch jüngere Analysen äußern sich ähnlich. Stefan Dietl befindet in einem Interview:103
Derzeit besetzen immer noch die marktradikalen Hardliner die entscheidenden Stellen in der Partei. Alice Weidel ist Bundestagsspitzenkandidatin, Beatrice von Storch stellvertretende Vorsitzende und Jörg Meuthen Co-Vorsitzender. Allesamt sehr gut vernetzte neoliberale Hardliner.
Hermann Ploppa meint in einem Artikel folgendes:104
[…] die AfD lockt die „Menschen draußen im Lande“ mit dem Versprechen, dass alles wieder so wird wie unter Ludwig Erhard, während sie unverkennbar eine marktradikale Programmatik vertritt.
Hans-Olaf Henkel selbst ordnete die AfD im Jahr 2014 als liberale Partei ein:105
Erst die unverantwortliche Euro- und Europapolitik aller etablierten Parteien und die Aufgabe liberaler Grundsätze in der Europapolitik durch die FDP haben mich bewogen, in die AfD einzutreten. […] Die AfD ist die letzte liberale Partei Deutschlands.
Henkel sah die AfD also als eine Art bessere FDP. Und damit doch sehr verwandt mit den bestehenden Parteien, gegen die die Bürger, die die AfD wählten, doch eigentlich protestieren wollten.
Professor Rainer Mausfeld sagte in einem Interview106 (Minute 01:22):
Anti-Establishment, das ist ja gerade ein neuer Begriff, den die AfD uns wieder enteignet. Denn Establishment heißt ja nur, das sind sozusagen die geronnenen, etablierten Eliten. Sie mißbraucht nun wieder diesen Begriff für ganz andere Dinge.
Paul Schreyer stellte in einem Interview über das Führungspersonal der AfD folgendes fest107 (Minute 29:30):
Interessant ist auch, wenn man sich bei uns die Afd näher ankuckt, das Führungspersonal (!) der AfD, […] dann ist es schon sehr eindeutig, wie nah dort viele Leute den Eliten und auch reichen Eliten tatsächlich stehen.
Die AfD dient den anderen Parteien als Ablenkungsmanöver
Die AfD dient bewusst oder unbewusst als Ablenkungsmanöver für Kritik an den bestehenden Parteien. Entscheidungen der regierenden Parteien werden weniger besprochen und wahrgenommen. Der sich selbst als fortschrittlich einordnende Teil der Bevölkerung macht sich auf, um eine “Katastrophe” zu verhindern die durch zu viel Zustimmung zur AfD entstehen könnte. Dabei wird der Blick auf die bestehenden Parteien eingetrübt.
Eine Beweisführung ist in diesem Fall naturgemäß schwierig. Vor allem in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl 2017 schien eine verstärkte Mobilisierung in Massenmedien und sozialen Netzwerken gegen die AfD stattzufinden. Man kann das an einigen Artikeln festmachen (108,109). Zum Beispiel hat auch die sich selbst als Bürgerbewegung bezeichnende Campact einen Aufruf “zum strategischen Wählen” gegen die AfD unternommen110. Eine systematische Untersuchung zu diesem Thema scheint es derzeit jedoch nicht zu geben.
Nach der erfolgten Bundestagswahl schätzt De Lapuente in einem Kommentar die AfD als ein Ablenkungsmanöver für die alteingesessenen Parteien ein111:
Hier bekommt man in komprimierter Form vorgesetzt, wozu die AfD den etablierten Sparfetischisten, Etatkürzern und den neoliberalen Eigenverantwortungspredigern dienlich sein wird: als Ablenkungsmanöver. Man spricht von ihr und nicht von den anderen […]
Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen sah in einer Analyse in der Erstarkung der AfD gleich zwei Vorteile für die Union112:
Zum einen wird ihre Fokussierung auf die politische Mitte glaubwürdiger, wenn rechtspopulistische Positionen außerhalb der Union ihre Heimat finden. Und zum anderen wird es schwerer für Rot-(Rot-)Grün, zu parlamentarischen Mehrheiten zu kommen.
Paul Schreyer äußerte sich in einem Interview darüber, dass das bestehende Führungspersonal den gesellschaftlichen Konflikt rund um die AfD unter Umständen gerne sieht. Der Konflikt bewirkt, dass über die eigentlichen tieferliegenden Probleme nicht gesprochen wird107 (Minute 26:00).
Dieser große Graben der sich jetzt auftut in unserer Gesellschaft durch den Erfolg der Afd, dieser Graben zwischen Leuten auf der einen Seite die sagen “wir müssen Flüchtlingen helfen, das sind Menschen in Not” und den anderen die sagen “wir können hier nicht allen helfen, Grenzen dicht, sonst geht unsere Gesellschaft kaputt”, da ist ja ein riesen Graben zwischen diesen beiden Fraktionen.
[…]
Mein Eindruck ist einfach, dass dieser Graben den Leuten an der Spitze ganz gut gefällt. Weil hier Gesellschaftlich ein Konflikt entstanden ist, der sich gegen die Reichen gar nicht richtet und sich auch nicht gegen das Grundproblem unserer Wirtschafts- und Geldordnung richtet. […] Man sagt immer “ja Fluchtursachen bekämpfen” […] wenn man das wirklich ernst nimmt muss man natürlich über Geld- und Wirtschaftsordnung reden, das wird ja nicht gemacht. Da werden ja überhaupt keine Alternativen diskutiert.
Quellen
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focus.de Artikel vom 20.10.2016: Zuschauer fühlten sich belehrt: Tagesschau will AfD nicht mehr als rechtspopolistisch bezeichnen ↩︎
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deutschlandfunk.de: Interview mit Bernd Gäbler vom 13.08.2017: Zu häufig “der Selbstinszenierung der AfD gefolgt” ↩︎
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zeit.de: Interview mit Martin Emmer vom 29.09.2017: “Das Moralisieren muss aufhören” ↩︎
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netzpolitik.org: Artikel vom 29.09.2017: “Die AfD in den Medien: Aufgeblasen am rechten Rand?” ↩︎
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fr.de: Artikel vom 27.09.2017: Umgang mit AfD wird Thema im ZDF-Fernsehrat ↩︎
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t-online.de: Artikel vom 28.09.2017: “Fast jeder zweite AfD-Wähler war auf Protest aus” ↩︎
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huffpost.de: Artikel vom 25.09.2017: “Die Mauer, die nie gefallen ist: Warum in Ostdeutschland die AfD so beunruhigend erfolgreich ist” ↩︎
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welt.de: Artikel vom 04.10.2012: Enttäuschte CDU-Politiker gründen Wahlalternative ↩︎
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metropolico.org: Artikel vom 21.09.2012: DIE WAHL ALTERNATIVE 2013 ↩︎ ↩︎ ↩︎
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zeit.de: Artikel vom 20.06.2017: Alternative für Deutschland: Die Stunde der Gründer ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎
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welt.de: Artikel vom 29.02.2016: AfD wandelt sich von der Partei der Euro-Gegner zur zerstrittenen Fraktion der Rechtspopulisten ↩︎
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n-tv.de: Artikel vom 24.08.2016: AfD-Anhänger meist jung und rechts ↩︎
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welt.de: Artikel vom 22.04.2013: Finanziert Mövenpick-Milliardär AfD-Wahlkampf? ↩︎
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blogs.faz.net: Artikel vom 2.4.2013: Ruinieren die Bildungsfernen die ökonomische Wissenschaft? ↩︎
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faz.net: Interview mit Roland Vaubel vom 15.06.2007: Der Mindestlohn ist ein Instrument aus der Mottenkiste der sozialdemokratischen Parteien. ↩︎
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manager-magazin: Artikel vom 24.04.2017: Was AfD-Frontfrau Alice Weidel mit wirtschaftsliberal meint ↩︎
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munzinger.de: Einführung einer Biografie zu Alice Weidel. Abgerufen am 03.01.2018 ↩︎
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nordbayerischer-kurier.de: Artikel vom 26.02.2015: Trauer um Peter Oberender ↩︎
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welt.de: Artikel vom 04.10.2012: CDU-Politiker rufen Wahlalternative 2013 ins Leben ↩︎
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kenfm.de: KenFM am Telefon: Ulrich Gellermann über die AfD. Interview vom 8. Februar 2016 ↩︎
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talk-republik.de: Strategiepapier für die AfD für die Bundestagswahl 2017 ↩︎
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heise.de: Interview mit Andreas Kemper vom 09.06.2013: Alternative für Deutschland: Eine Alternative zur Demokratie? ↩︎
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annotazioni.de: Interview mit Stefan Dietl vom 14.09.2017: Die AfD ist nach wie vor eine marktextremistische Partei ↩︎
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rubikon.news: Artikel vom 20.09.2017: Gnadenlos marktradikal ↩︎
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welt.de: Artikel vom 14.01.2014: Warum Hans-Olaf Henkel der AfD beigetreten ist ↩︎
-
kenfm.de: Interview mit Prof. Rainer Mausfeld vom 05.08.2016 ↩︎
-
kenfm.de: Interview mit Paul Schreyer “Die Angst der Eliten” vom 10. Juni 2018 ↩︎ ↩︎
-
heise.de: Artikel vom 2.3.2017:Kann der Einzug der AfD in den Bundestag verhindert werden? ↩︎
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zeit.de: Artikel vom 21.09.2017: Hauptsache, die AfD verhindern ↩︎
-
blog.campact.de: Artikel vom 22.9.2017: Was Du jetzt noch gegen die AfD tun kannst ↩︎
-
neues-deutschland.de: Artikel vom 2.11.2017: Die AfD macht sich nützlich ↩︎
-
wr.de: Artikel vom 9.10.2017: Schonte die Union die AfD, um Rot-Rot-Grün zu verhindern? ↩︎