Die Bauleute bauen, ohne sich wirklich mit dem Wesen derer, für die sie bauen, befasst zu haben. Das bestreiten die Bauleute, wenn sie darauf angesprochen werden, natürlich. Nur ihre Honorare und ihre Karriere im Kopf, bauen die Baufachleute, sie mögen sich nennen, was immer, ohne das Wesen derer erkannt zu haben, für die sie bauen, und begehen damit eines der größten Verbrechen.
– Thomas Bernhard - Korrektur
Mit über einem halben Jahr Zeitabstand werfe ich in diesem Beitrag einen Blick auf die “Fortschritte” der verschiedenen Großbaustellen im Nürnberger Norden, über die ich bereits einzeln berichtet habe.
Das Grundstück der Pappelmörder im Zeichen wohltuender Verwilderung
Den Auftakt machen wir mit dem Grundstück der “Pappelmörder”. Kurz nach der Entfernung der Bäume rund um das Grundstück rückten auch schon die Bagger an, um das Grundstück aufzugraben, und ich ging fest davon aus, dass damit der endgültige Startschuss für die nächsten seelenerdrückenden Wohnbauten gefallen ist.

Blick auf das verwaiste Baugrundstück auf dem einst zwei schöne Pappeln standen. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Überrascht musste ich jedoch feststellen, dass sich entgegen dieser Anzeichen wieder Stillstand auf dem Grundstück breitgemacht hat. Die Natur holt sich in kurzer Zeit zurück, was der Mensch verwüstet hat. Den Pappeln hilft das allerdings nicht mehr.

Hier sind noch Reste des entfernten Wurzelwerks zu sehen. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Kriselt es doch schon ernstlich in der Baubranche? Ein unbebautes Grundstück ist mir allenfalls lieber als das, was die Investor-Architekten hier gerne hinstellen würden.
The One: Immerhin zu Essen gibt es schon
Blicken wir weiter zu “The One”, dem monströsen Hochhaus und Gewerbepark auf dem Gelände der ehemaligen Endhaltestelle Thon. Äußerlich wirkten die Bauten schon im November fast fertig. Viel weiter scheint man seitdem allerdings nicht gekommen zu sein.

Blick auf den noch immer unfertigen Komplex "The One". Hier zu sehen zwei Restaurants im Erdgeschoss des Hauptturms. Aufnahme vom 1. August 2025.
An der Turmbasis operieren zwar bereits zwei Restaurants. Davon abgesehen scheinen das Innenleben der Gebäude, die Außenanlagen und Tiefgarage aber noch recht unfertig zu sein.

Blick auf den noch immer unfertigen Komplex "The One". Bereich auf der Seite der Forchheimer Straße. Aufnahme vom 1. August 2025.

Blick auf den noch immer unfertigen Komplex "The One". Blick von der Pretzfelder Straße in Richtung Erlanger Straße. Aufnahme vom 1. August 2025.
Insgesamt kann man sagen, dass diese Anlage noch schlimmer hätte werden können. Der Charakter dieses Ortes ist jedoch extrem verändert. Die Bauten sind wuchtig und man fühlt sich tatsächlich wie in einem Gewerbepark, wo früher eine weite, offene Fläche war. Für die angrenzenden Wohnhäuser könnte es immerhin ein Vorteil im Sinne des Schallschutzes gegenüber dem Verkehr auf der Erlanger Straße bedeuten.
Der Umweltturm: Bankgeschäft läuft nicht mehr so?
Noch schlechter sieht es beim “Umweltturm” aus. Da scheint es auch von Außen keinen Fortschritt zu geben. Lediglich größere Teile des Gerüsts sind seit Februar verschwunden. Dies lässt allerdings befürchten, dass die Fassade damit tatsächlich einen Endzustand erreicht haben soll, was man sich aber nur schwer vorstellen kann.

Blick auf den Neubau der Umweltbank am Nordwestring. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Es fühlt sich so an, als würde der Holzaspekt mittlerweile noch mehr in den Hintergrund rücken, als dies ohnehin schon der Fall war.

Blick auf den Neubau der Umweltbank am Nordwestring. Aufnahme vom 18. Juli 2025.

Blick auf den Neubau der Umweltbank am Nordwestring. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Ein großes Loch klafft weiterhin neben dem Hauptgebäude. Läuft es auch im Bankgeschäft nicht mehr so gut? Selbst die Zweckbauten aus den Sechzigerjahren, die man hier auf der gegenüber liegenden Straßenseite erblicken kann, wirken leicht erholsam im Vergleich zum “höchsten Holzhochaus Bayerns”.

Blick auf die Baugrube neben dem im Bau befindlichen Turm der Umweltbank am Nordwestring. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Wohnen, wo früher Pflanzen wuchsen
Mein jüngster Besuch beim Umweltturm führte mich auch zu einer Wohnanlage, die sich an der Ecke Nordwestring/Schnieglinger Straße befindet. Hier befand sich vor einigen Jahren noch das “Radloff Gartencenter”. Auch für dieses Vorhaben wurde ein alter Baum gefällt. Zuständig für dieses Projekt ist wieder einmal der in Nürnberg für “modernes Bauen” bekannte Bauträger, die Schultheiss-Unternehmensgruppe.

Blick auf den rückwärtigen Teil der Wohnanlage an der Ecke Nordwestring/Schnieglinger Straße. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Die Aufnahmen dieser Häuser sehen tatsächlich fast aus wie aus dem Katalog oder der Computersimulation. Immerhin gibt es ein paar junge Bäume im Vorgarten. Obwohl eine Reihe Bänke vorhanden sind, ist kein menschliches oder tierisches Leben zu sehen.

Blick auf den rückwärtigen Teil der Wohnanlage an der Ecke Nordwestring/Schnieglinger Straße. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Nur viele Fahrräder sind in den Abstellschuppen. Lädt so eine Häuserfront einfach nicht zum verweilen ein? Nur die schnelle Flucht mit dem Drahtesel scheint attraktiv. An den Häusern selbst gibt es nicht bemerkenswertes, das nicht schon anderswo besprochen wurde. Keine Überraschungen beim “modernen Wohnen”.

Blick auf den rückwärtigen Teil der Wohnanlage an der Ecke Nordwestring/Schnieglinger Straße. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Neben der neu entstandenen Wohnanlage fällt der Blick auf ein altes Rückgebäude, welches die Zeiten bislang überdauert hat. Das Haus zeigt dem Vorbeigehenden vor allem eine nackte Wand. Die befensterte Seite ist jedoch schön mit Efeu berankt, hat eine Ziegelsteinfassade und Erker im Dachgeschoss. Für meine Begriffe gewinnt dieses alte Haus im Hinterhof gegen den modernen Bau mit Leichtigkeit.

Blick auf ein altes Rückgebäude neben der neuen Wohnanlage. Aufnahme vom 18. Juli 2025.
Damit endet dieser Beitrag. Ich werde die “Fortschritte” dieser Projekte weiter im Auge behalten.
Hinweis: Alle in diesem Beitrag veröffentlichten Bilder sind private Aufnahmen des Autors. Ich stelle Ihnen die Bilder gerne zur weiteren Verwendung zur Verfügung, wenn Sie auf mich als Urheber verweisen.