Der "Umweltturm" am Nordwestring


Sein Bruder war ein in Wien angesehener Architekt, der sogenannte Wohn-Großbauten an der Peripherie baute und der von seinem Bruder niemals anders als der geniale Stadtzerstörer bezeichnet worden ist.

— Thomas Bernhard: Holzfällen

Neben dem Turm von “THE ONE” findet derzeit eine weitere große bauliche Veränderung im Nürnberger Norden im Bereich der U-Bahn-Haltestelle “Nordwestring” statt. Wohl rund ein halbes Jahrhundert lang befand sich hier eine Niederlassung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Ein besonderer Augenschmaus war dieser Bau nicht - wohl eher eine Zumutung in Beton.

Die Front der alten GfK Niederlassung. Aufnahme aus dem Jahr 2007.
Die Rückseite der alten GfK Niederlassung. Aufnahme aus dem Jahr 2007.

Nachdem die GfK den Bau verlassen hatte, wurde dieser im Jahr 2021 abgerissen. Die Vision modernen Arbeitens aus dem vergangenen Jahrtausend war wohl nicht mehr attraktiv genug, um sie profitabel weiterzuverwenden. Der Abriss dieses nicht unbeträchtlichen Bauwerks sorgte für Bilder, die wie Kriegszustände anmuteten.

Die sich im Abriss befindliche GfK Niederlassung. Aufnahme aus dem Jahr 2021.
Die sich im Abriss befindliche GfK Niederlassung. Aufnahme aus dem Jahr 2021.

Hinter dem abgerissenen Gebäude kommt ein kleines Wohngebiet aus den Achtziger Jahren zum Vorschein, welches ich als eines der gelungeneren in Nürnberg betrachte. Dessen Bewohner haben nun das Nachsehen: Auch wenn der Bau der GfK nicht anmutig war, so bot er immerhin durch seine massive Größe einen hervorragenden Lärmschutz vor der nie enden wollenden Verkehrslawine auf dem Nordwestring. Damit dürfte es nun nachhaltig vorbei sein.

Wohngebiet hinter dem früheren GfK-Bau. Aufnahme vom 16. Juni 2024.
Wohngebiet hinter dem früheren GfK-Bau. Aufnahme vom 16. Juni 2024.

Nachdem die Reste der “Kriegsruine” GfK beseitigt waren, blieb nurmehr ein gähnendes Loch zurück. Auch das neben dem GfK-Bau gelegene “Radloff-Gartencenter” ereilte ein ähnliches Schicksal, dort sind bereits zeitgenössische Wohnbauten entstanden.

Das Grundstück nach dem vollendeten Abriss. Aufnahme vom 30. Juli 2021.

Als neue Marke am Platz macht sich nun die Umweltbank auf und lässt hier ein “Holzhochhaus” bauen. Auf den ersten Blick macht sich das Holz allerdings etwas rar.

Blick auf den im Bau befindlichen "Umweltturm" von Norden her (Bielefelder Straße). Aufnahme vom 16. Juni 2024.
Werbe-Transparent der Umweltbank auf dem im Bau befindlichen "Umweltturm". Aufnahme vom 16. Juni 2024.
Blick auf den Turm aus größerer Entfernung von der Bielefelder Straße aus. Aufnahme vom 16. Juni 2024.
Blick auf die Rückseite der Baustelle. Hier sieht man auch viel Beton. Aufnahme vom 16. Juni 2024.

Wenn man genau hinsieht kann man zwischen den Kunstmaterialien dann doch immer wieder mal ein Holz erblicken. Wenn man jedoch der CO₂-Erzählung folgt, was die Umweltbank laut ihrem Internetauftritt tut, müsste man sich nicht Sorgen machen um all den Beton des alten alten GfK-Baus, der doch noch intakt war? Wurde der CO₂-neutral entsorgt? Wie viel CO₂-Ausstoß hat so eine Großbaustelle, die über mehrere Jahre betrieben wird? Und wie lange wird dieser “Umweltturm” nun da stehen bleiben, bevor er einer neuen Laune der Zeit zum Opfer fällt? Vermutlich hat die Umweltbank all das mit Klimaschutzprojekten in fernen Ländern ausgeglichen.

Blick auf die Rückseite mit Holz-Trägern. Vor allem diese Träger und Teile der Deckenkonstruktion scheinen aus Holz zu bestehen. Aufnahme vom 16. Juni 2024.

Die Bewohner Nürnbergs wird diese neue Landmarke im Nürnberger Norden jedenfalls auf lange Zeit mit ihrer Präsenz beschäftigen. Der alte GfK-Bau war nämlich trotz seiner Wuchtigkeit kaum höher als die umliegenden Gebäude. Der Umweltturm ist im Gegensatz dazu ein empfindliches Stück größer und wird auch aus großer Entfernung gesehen. Wollen wir hoffen, dass der fertige Bau noch etwas schöner anzusehen sein wird.

Blick auf den im Bau befindlichen Turm von der Parlerstraße aus ca. 750 Meter Entfernung. Aufnahme vom 2. Dezember 2024.

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