In überdüngten Wiesen und herausgeputzten Wäldern kann sich nichts Neues mehr entwickeln. Hier ist alles versteinert, der Boden und der Himmel und die Gedanken auch. Das ist für mich kein Ort mehr zum Leben und noch weniger zum Sterben.
— Felix Mettler - Der Keiler
Wetzendorf, welches heute ein Stadtteil am nordwestlichen Rand Nürnbergs ist, war früher tatsächlich ein der Stadt vorgelagertes Dorf, welches von der Landwirtschaft geprägt war. Noch heute findet immer noch, wer sich in die Wetzendorfer Straße begibt, einige Bauernhöfe, die das nahegelegene Knoblauchsland bewirtschaften. Etwas versteckt zwischen dem Gewerbegebiet in der Dorfäckerstraße und dem Frauentaler Weg verläuft ein Spazier- und Schleichweg auf dem sich dem geneigten Beobachter zuweilen noch Blickwinkel eröffnen, die wie von vor hundert Jahren anmuten.
In diesem Artikel will ich einige dieser Blinkwinkel dokumentieren, aber auch die großen Veränderungen, die sich an allen Ecken und Enden anbahnen und wenig gutes verheißen.
Den Anfang mache ich mit einer alte Scheune aus Sandstein die sich direkt an besagtem Weg befindet. Es handelt sich um ein Rückgebäude des Anwesens in der Wetzendorfer Straße 269. Das Gebäude gibt ein besonders schönes Motiv ab. Das Dach am rückwärtigen Teil wurde zwar mit Solarzellen bestückt, das trübt den Eindruck aber nur ein wenig.

Blick auf die alte Scheune aus Sandstein. Aufnahme vom 20. August 2024.

Blick auf die alte Scheune aus Sandstein. Aufnahme vom 10. März 2025.

Blick auf die alte Scheune aus Sandstein. Aufnahme vom 10. März 2025.
Selbst das zweckmäßig gehaltene Tor vermittelt noch einen Eindruck von Handwerkskunst, die heutigen Bauwerken vollständig fehlt.

Aufnahme eines der Tore der Scheune. Aufnahme vom 10. März 2025.
Neben der Scheune eröffnet sich der Blick auf die Rückseite eines alten Bauernhauses, ebenfalls aus Sandstein, laut Aufschrift aus dem Jahr 1768.

Rückseite eines Bauernhauses aus dem Jahr 1768. Aufnahme vom 10. März 2025.
Etwa 200 Meter weiter parallel zum Frauentaler Weg fällt der Blick auf dieses Gebäude, welches von unbestimmtem Alter ist, aber durch seine leichte Verwilderung einen gewissen Reiz ausübt.

Blick auf ein älteres Haus parallel zum Frauentaler Weg. Aufnahme vom 10. März 2025.

Blick auf ein älteres Haus parallel zum Frauentaler Weg. Aufnahme vom 10. März 2025.
Unweit davon kann man diese alte Garage entdecken. Auch wenn hier wohl kein zeitgenössischer Pseudo-Geländewagen hineinpasst, sticht die Gestaltung dieser Garage meiner Meinung nach jede moderne Entsprechung aus.

Blick auf eine alte Garage parallel zum Frauentaler Weg. Aufnahme vom 10. März 2025.
Auf der Seite zur Dorfäckerstraße findet sich etwas wilde Natur, ja fast ein Stückchen Wald, welches leider durch Baumaßnahmen in jüngerer Zeit gelitten hat. Was geblieben ist, ist aber immer noch schön anzusehen, selbst jetzt im Winter.

Blick auf Natur und Vegetation am Übergang zur Dorfäckerstraße. Aufnahme vom 10. März 2025.

Blick auf Natur und Vegetation am Übergang zur Dorfäckerstraße (II). Aufnahme vom 10. März 2025.

Blick auf Natur und Vegetation am Übergang zur Dorfäckerstraße (III). Aufnahme vom 10. März 2025.
Am Anfang unseres Schleichwegs kurz vor dem Frauentaler Weg findet sich dieses mittlerweile offenbar verlassene Haus mit großem Grundstück. Man muss befürchten, dass es hier ein Bauvorhaben gibt. Und solche Vorhaben verheißen heutzutage nichts gutes.

Blick auf ein scheinbar verlassenes Haus mit großem Grundstück. Aufnahme vom 10. März 2025.
Am anderen Ende des Schleichwegs an der Einmündung in die Wetzendorfer Straße wurde vor nicht allzu langer Zeit eine Sportanlage gebaut. Diese ist nicht völlig misslungen. Man hat hier einige Grünflächen übrig gelassen und Bänke zum Verweilen und Entspannen eingefügt. Die Jugend nimmt die Anlage offenbar gut an und damit kommt etwas Leben in die Gegend. Im Hintergrund der folgenden Aufnahme sehen wir übrigens den zuletzt besprochenen Umweltturm hervorragen.

Blick auf die neu gebaute Sportanlage an der Einmündung zur Wetzendorfer Straße. Aufnahme vom 10. März 2025.
Die positiven Aspekte haben damit in dieser Ecke leider schon ihr Ende gefunden, denn unweit von der Sportanlage wurde vor einer Weile im angrenzenden Gewerbegebiet die Dorfäckerstraße um die Hintere Dorfäckerstraße erweitert. Damit ist nun auch nahezu der Durchstich vom Gewerbegebiet in das alte Wetzendorf gelungen. Eines der dort neu fertiggestellten Gebäude zeigt wohin der Trend geht: Gebäude dürfen jetzt auch nahezu vollständig schwarz sein.

Blick auf die neu gebaute Niederlassung der WT Wärmedämmtechnik. Aufnahme vom 20. August 2024.
Gleich daneben erblickt man ein Gebäude, welches mir die Möglichkeit gibt, dem Leser eine kleine Knobelaufgabe zu stellen. Ordnen Sie das folgende Gebäude eher als Wohnhaus oder als Gewerbebetrieb ein?

Blick auf Wohn- oder Gewerbebau? Aufnahme vom 10. März 2025.
Tja, wohnen Sie noch oder arbeiten Sie schon? Die Auflösung des Rätsels ist, dass es sich um ein Gewerbegebäude der Elektrotechnik Drechsler handelt. Ob die Inhaber der Firma vielleicht auch gleichzeitig hier wohnen, das weiß ich nicht.
In unmittelbarer Nachbarschaft sieht man in diesen Tagen ein typisches Muster für den nördlichen Stadtrand Nürnbergs. Wo gerade noch Ackerland war findet man plötzlich eine Baustelle. Was hier gebaut wird, weiß ich nicht. Den Plakaten nach zu urteilen könnte es mit Kaffee zu tun haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ergebnis nicht die Seele des Menschen berühren wird.
